Die Mitglieder der Bürgerplattform Pro St.Pölten interessieren sich für die Entwicklung zur Pionierstadt und fragen nach: „Was ist eigentlich eine Pionierstadt?“
Es ist eine Initiative und eine Kooperation! Und es gibt mehrere Städte in Österreich, die diesen Status tragen dürfen. Sogenannte „Pionierstädte“ haben eines gemeinsam: sie verpflichten sich mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen eines Kooperationsvertrages gemeinsam einen innovativen Weg in Richtung Klimaneutralität zu gehen.
Zuerst werden Kapazitäten aufgebaut und die Verwaltungsprozesse und –strukturen so ausgerichtet, dass die Umsetzung zur Klimaneutralität klappen kann. Es kann aber ein beispielhaftes Quartier sein, ein innovatives Projekt, eine Strasse… auf alle Fälle ein Vorbild für die Erreichung der Klimaneutralität.
Damit wird gezeigt, dass das Erreichen der Klimaneutralität bis 2030 in den Bereichen Energiewende und Mobilitätswende beschleunigt wird.
Und was bedeutet Klimaneutralität?
Klimaneutralität bedeutet, wir müssen alle Treibhausgasemissionen durch Kohlenstoffbindung ausgleichen. Sprich, so viel Kohlenstoffemissionen wir ausstoßen, soviel müssen wir auch wieder binden: oder wir lassen gar keine entstehen. Das funktioniert gut, wenn wir fossile Rohstoffe in der Erde lassen und/oder umstellen:
- wir können unsere Kohlenstoffemissionen reduzieren, indem wir beispielsweise auf erneuerbare Energien umsteigen, energieeffiziente Geräte verwenden, weniger Fleisch essen oder auf alternative Verkehrsmittel wie Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigen
- wir können Co2 bindende Pflanzen setzen, wie u.a. Wälder. Sie gelten als Kohlenstoffsenken und können große Mengen an CO2 aufnehmen und speichern. Durch die Aufforstung von Wäldern oder die Erhaltung bestehender Wälder kann die CO2-Bindung erhöht werden. Aber auch Böden können durch die Zugabe von organischem Material wie Kompost oder Biokohle oder durch die Anwendung von bestimmten Landwirtschaftspraktiken wie der Fruchtfolge oder der reduzierten Bodenbearbeitung Kohlenstoff aufnehmen und speichern.
Es ist wichtig zu beachten, dass Klimaneutralität ein langfristiges Ziel ist und dass es eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen erfordert, um es zu erreichen. Dabei sind Kooperationen sehr wichtig, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft zu ermöglichen.
Pro St.Pölten unterstützt das Umweltschutzkomitee der Stadt St.Pölten und bringt sich mit Wissen ein. Wir tun dies für unsere nächsten Generationen.
Klimaszenarien bis zum Jahr 2100 bei uns
Das, was wir heute tun, werden unsere Kinder spüren. Das Land Niederösterreich hat im Rahmen des Projekts ÖKS15 Klimaszenarien bis zum Jahr 2100 erstellt. https://www.noe.gv.at/noe/Klima/Klimaszenarien-2100.html
Dabei wurden die zukünftigen Entwicklungen von Niederschlag, Temperatur und weiteren Klimaindizes bis zum Ende des 21. Jahrhunderts unter einem „business as usual“ Szenario (RCP8.5) und einem sogenannten Klimaschutz-Szenario (RCP4.5) simuliert:
- Wenn wir uns nicht anstrengen, also im „business as usual“ Szenario wird bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung von 3,9°C in Niederösterreich erwartet, während im Klimaschutz-Szenario eine Erwärmung von 1,4°C prognostiziert wird.
- Die Niederschlagsmuster werden sich voraussichtlich ändern, wobei es im Sommer zu einer Zunahme von Starkregenereignissen kommen wird. Vermehrt mit Hagel und Windereignissen.
- Die Schneedecke wird in den tieferen Lagen zurückgehen, während sie in den höheren Lagen zunächst zunehmen und dann abnehmen wird
- Die Vegetationsperiode wird sich verlängern, was zu einer höheren Produktivität in der Landwirtschaft führen kann, aber auch zu einem Absterben bestimmter Baumarten.
- Die Waldbrandgefahr wird voraussichtlich zunehmen
- Extremereignisse nehmen zu und der Schutz vor Hochwasser, Starkregen, Erosion, Hitze und anderen Wetterextremen muss gewährleitstet werden.
Das Ziel der Klimaneutralität bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ein Schwellenwert, der vom Weltklimarat als sicher eingestuft wird.
Daher haben wir als Pionierstadt die Chance und ein Budget (2 Mio Euro) bekommen, mit Wirkungs- und Fortschrittsmonitoring inkl. Indikatoren die Klimaneutralität anzusteuern.
Die BürgerInnen von Pro St.Pölten stehen hinter diesem Plan, auch wenn sie so manche Entscheidungen der Stadt nicht nachvollziehen können…..
Was bedeutet 3,9 Grad mehr für uns?
In Bezug auf den Klimawandel bedeutet eine Erhöhung um 3,9 Grad, dass die Durchschnittstemperatur in einer bestimmten Region um diesen Betrag steigt.
Hier sind einige Beispiele für Temperaturabweichungen in Niederösterreich:
- Im September 2023 lag die Durchschnittstemperatur in Niederösterreich bei 3,7 Grad über dem Mittel der Klimaperiode von 1991 bis 2020. Das war ein Vorgeschmack also. https://noe.orf.at/stories/3226243/
- Im Juni 2022 betrug die Temperaturabweichung in Niederösterreich +3,9 Grad, was als außergewöhnlich heiß angesehen wurde https://www.diepresse.com/1281072/hitze-379-grad-in-niederoesterreich
- Der September 2023 war der wärmste seit Messbeginn in Österreich und um bis zu 4,8 Grad über dem langjährigen Mittel. https://www.kleinezeitung.at/kaernten/6326263/In-Oesterreich_Dieser-September-ist-der-waermste-seit-Messbeginn
Und das wird nicht Halt machen! Die Temperaturen steigen weiter.
Unsere nächsten Generationen werden dies zu spüren bekommen, die ältere Generationen können Hitze schwerer ertragen als jüngere. Um diese Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, sind Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an die veränderten Bedingungen erforderlich.